Milch gehört mit zu den am besten überprüften Lebensmitteln in Deutschland. Auch in Sachsen-Anhalt wird Monat für Monat die Milch von fast allen hier lebenden Kühen untersucht.
Und so wird die Milchkontrolle durchgeführt:
Während des Melkvorgangs wird von jeder Kuh die Milchmenge erfasst und eine Milchprobe gewonnen, die gut gekühlt ins Zentrallabor des Landeskontrollverbandes Sachsen-Anhalte e.V. gebracht wird. Dort angekommen, wird die Probe auf ihre Inhaltsstoffe untersucht. So wird zum Beispiel der Fett-, Eiweiß-, Lactose- und Harnstoffgehalt bestimmt. Aber auch der Anteil an somatischen Zellen wird erfasst.
Die im Labor ermittelten Daten werden an ein überregionales Rechenzentrum geschickt und dort verarbeitet. Anhand der Auswertungslisten erfährt der Landwirt nicht nur, wie viel Liter Milch seine Kühe geben. Er erhält auch wichtige Informationen zur Qualität der Milch und zur Gesundheit seiner Kühe. Die Ergebnisse sind zudem wichtig für eine erfolgreiche Zucht und betriebswirtschaftlichen Entscheidungen.
Erhält die Kuh das richtige Futter? Ist das Euter gesund und somit auch die Milch? Fühlen sich die Tiere wohl oder muss eine Kuh dem Tierarzt vorgestellt werden? – auf all diese Fragen können die Auswertungslisten eine Antwort geben.
Ansprechpartner:
- Dr. Ines Naumann (Milchkontrolle)
- Gabriele Cornelius (Sachbearbeitung Milchkontrolle)
- Mitarbeiter Außenstellen
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Milchleistung
Als Milchleistung bezeichnet man die Menge an Milch (kg oder ltr), die eine Kuh, ein Schaf oder eine Ziege in der Zeit zwischen Geburt des Jungtiers und dem Trockenstellen des Tieres (Milchproduktion wird eingestellt) liefert. Dabei kann die Milchleistung in Kilogramm oder Liter pro Jahr, als Tagesdurchschnittsleistung pro Laktationsperiode oder Tagesdurchschnittsleistung pro Jahr angegeben werden.
Die Erfassung der Milchmenge wurde bereits Ausgang des 19. Jahrhunderts eingeführt. Die beginnende Industrialisierung führte zu einem ständig wachsenden Bedarf an Nahrungsmitteln. Deshalb war es bereits damals wichtig zu wissen, welche Kuh viel oder wenig Milch gibt, um für die Zucht die richtigen Tiere auswählen zu können.
Musste der Milchkontrolleur früher mit der Balkenwaage von Hof zu Hof ziehen, sind heute die Leistungsprüfer unseres Verbandes mit mobilen Milchmengenmessgeräten ausgestattet, die beim Melken in den Milchfluss geschaltet werden. Es gibt aber auch betriebseigene stationäre Milchmengenmessgeräte. In regelmäßigen Abständen werden die Milchmengenmessgeräte von LKV-Mitarbeitern geprüft, um die Sicherheit der gewonnen Ergebnisse zu gewährleisten. Über Smartphones werden die Daten der Milchkontrolle erfasst und an den LKV und das Rechenzentrum weitergeleitet.
Die Milchleistung pro Kuh hat sich in den letzten 70 Jahren enorm verändert. Wurden in Sachsen-Anhalt 1955 von einer Kuh im Jahresdurchschnitt 2.741 Milch kg ermolken, lag die Menge 1990 bei 4.356 kg und hat sich mit über 10.000 kg im Jahr 2020 noch einmal mehr als verdoppelt.
Diese hohen Leistungen sind Ergebnis des züchterischen Fortschritts, einer angepassten Fütterung und verbesserter Haltungsbedingungen. Natürlich spielt auch die Rasse eine große Rolle. In Sachsen-Anhalt werden zur Milchproduktion hauptsächlich Kühe der Milchviehrasse Holstein Friesian gehalten.
In den letzten Jahren werden von den Milchbauern verstärkt Anstrengungen unternommen, die Gesundheit, Langlebigkeit und Haltungsbedingungen der Kühe zu verbessern. Neben der Milchleistung werden bei der Milchkontrolle eine Reihe von anderen Parametern bestimmt, die Aussagen über das Wohlbefinden des Einzeltieres ermöglichen. (s. dazu auch Abschnitt: Gesundheit und Robustheit). Damit hat sich die seit über 100 Jahren durchgeführte Milchkontrolle von der reinen Mengenerfassung zu einem wertvollen Instrument der nachhaltigen und gesundheitsorientierten Herdenbetreuung entwickelt.
Inhaltsstoffe
Die beim Melkvorgang entnommenen Milchproben werden gut gekühlt an unser Labor weitergeleitet, wo sie mit hochmodernen Untersuchungsgeräten analysiert werden.
Um eine optimale Versorgung der Milchkühe, -ziegen und -schafe zu erreichen, wird zum Beispiel der Fett-, Eiweiß-, Lactose- und Harnstoffgehalt bestimmt. Aber auch der Anteil an somatischen Zellen wird ermittelt.
Reproduktionskennziffern
Mit den aus der Milchkontrolle ermittelten Reproduktionskennziffern erhält der Landwirt die Möglichkeit, die Fruchtbarkeitsleistung seines Milchviehbestandes zu bewerten. Er erhält u. a. Informationen über das Erstkalbealter, die Zwischenkalbezeit oder die Merzungs- und Remontierungsrate. Auch die Beurteilung verschiedener Managementfaktoren wie z. B. die Brunstbeobachtung ist somit möglich.
Die Kenntnis, Auswertung und wo notwendig die gezielte Verbesserung der Reproduktionskennziffern bedeutet eine Optimierung der Tiergesundheit und gleichzeitig eine positive wirtschaftliche Entwicklung des Betriebszweiges Milchproduktion.
Gesundheit und Robustheit
Im Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ ist seit 2014 als Ziel festgeschrieben, die Gesundheit und Robustheit der Milchrinder züchterisch zu verbessern. Die dazu notwendige Erfassung von gesundheits- und robustheitsrelevanten Daten erfolgt zu einem großen Teil im Rahmen der der Milchkontrolle.
Unser Verband ist deshalb in Sachsen-Anhalt mit der Durchführung der Prüfung auf Gesundheit und Robustheit von den zuständigen Zuchtorganisationen gemäß den geltenden Bestimmungen der ICAR (International Committee for Animal Recording) beauftragt.
Folgende Merkmale werden für das Zuchtziel „Verbesserung von Gesundheit und Robustheit bei Milchkühen“ herangezogen:
Hoftorschild
Die besten Milchviehbetriebe des Verbandes erhalten nach der Auswertung des Milchkontrolljahres ein Hoftorschild in drei Kategorien (drei, vier und fünf Sterne). In die Bewertung einbezogen werden vor allem tiergesundheitliche Parameter. Der entscheidende Faktor ist der Anteil Zellzahlproben unter 100.000 Zellen/ml Milch. Als k.o.-Kriterium für diesen Betrieb darf dieser Wert nicht unter dem Durchschnitt des LKV liegen.
100.000 ltr Kühe
Kühe mit einer Milchleistung von 100.000 ltr sind für jeden Betrieb schon etwas Besonderes. Diese langlebigen Tiere sind vital, gesund und haben gute Haltungsbedingungen. Neben der Erwähnung im Jahresbericht des LKV erhält jeder Betrieb eine entsprechende Urkunde.
Inzwischen konnten auch schon Kühe mit einer Leistung von über 150.000 ltr Milch geehrt werden. Den absoluten Spitzenwert hält die Kuh „Carlotta“ von der LLG in Iden, für die als erste Kuh in Deutschland über 200.000 ltr Milch zu Buche stehen.
Auswertungen
Die Ergebnisse werden den Mitgliedsbetrieben als Zwischenbericht mit integriertem Eutergesundheitsbericht in gedruckter Form oder über das internetbasierte Herdenmanagementprogramm NETRIND zur Verfügung gestellt. Für Betriebe mit eigenem Herdenmanagementprogramm können die Daten auch als PC-Datendownload bereitgestellt werden.